Satsang bedeutet unser wahres Selbst zu erkennen. Und wie weit müssen wir reisen, um diese Befreiung, diese Erkenntnis zu erfahren? Wie weit müssen wir gehen, um das zu sein, was wir sind? Wir müssen keinen Millimeter von uns weichen. Genau dieses geistige Tun, dieses mentale Von-uns-weg-gehen, mit einem Gedanken, mit einer Vorstellung, mit einem Wunsch, mit einem Ziel, lässt uns nicht erkennen, dass wir immer hier sind - als die ultimative Befreiung, als das atemlose Bewusstsein, als das zeitlose Sein.
Es ist unsere Energie, aus diesem Moment rauskommen zu wollen, dass uns das Erwachen unserer wahren Natur nicht erkennen lässt. Es ist die Energie, woanders hinkommen zu wollen, in einen anderen Umstand kommen zu wollen, in eine andere Erfahrung kommen zu wollen, dass uns diese einfache Wahrheit, die Realität, die Existenz unseres Seins nicht erfahren lässt. Die meisten von uns sind aus auf das nächste tolle Gefühl, das im Endeffekt ein temporärer Zustand ist. Aber genau dieses Hinterherjagen, genau dieses Anklammern, genau dieses Anhaften an das nächste tolle Gefühl, lässt uns den Jackpot nicht erkennen, wer wir sind. Therapie - ich möchte einen neuen Zustand haben. Persönliches Coaching - ich möchte einen neuen Zustand haben - ich möchte eine neue Version von mir erleben.
Ich möchte ein besseres Ich werden. Ich möchte ein besserer Mensch werden. Ich möchte mehr Selbstbewusstsein bekommen. Ich möchte angstfrei werden. Ich möchte dies und ich möchte das. Und genau diese Energie haltet uns davon ab, bei uns zu bleiben und zu sehen, die beste Version ist schon da. Die beste Version von uns ist schon da. Die unendliche, zeitlose, unsterbliche Version von uns ist immer da. Wenn wir innerlich nichts tun, wenn wir innerlich mit diesem Moment still werden, wenn wir diesen Moment nicht bezwingen wollen, nicht bekämpfen wollen, nicht überwinden wollen, werden wir eins mit dem Moment.
Und das Ich ist aufgelöst. Und wir leben ein Leben in unserer Ichlosigkeit, in unserer Weite, in unserem Frieden, in unserer Leichtigkeit, unserer wahren Natur. Wenn wir uns immer mehr für die Existenz, für die Realität dieses Moments öffnen, sehen wir, dass all unser Antrieb, all unser Motiv, irgendwo hinkommen zu wollen, irgendetwas erreichen zu wollen, die Grundlage besitzt, glücklich sein zu wollen, uns selbst vergessen zu wollen, in unserer Ichlosigkeit leben zu wollen. Wir spüren es alle instinktiv. Jeder von uns spürt instinktiv, dass nicht der Moment, nicht die Umstände, nicht die Gefühle unser "Endgegner" sind, sondern wir selbst.
Wir als die Täuschung, als die Lüge, als die Illusion, ein Ich zu sein, ein getrenntes Individuum zu sein. Das ist unser "Endgegner". Und wir lösen uns selbst auf, wir treten selbst zur Seite, indem wir innerlich still werden, indem wir innerlich geschehen lassen, indem wir innerlich nichts tun. Warum löst das innere Nichtstun die Lüge aller Lügen auf?
Weil das Denken aufhört, weil das psychologische Denken aufhört. Und wenn das psychologische Denken aufhört, hört die Illusion der Trennung auf. Und wenn die Illusion der Trennung aufhört, erkennen wir, es hat niemals ein Ich gegeben. Es hat niemals eine handelnde, persönliche Instanz gegeben. Und es wird sie auch nie geben. Genauso wie eine Fata Morgana niemals echtes Wasser ist und wird, genauso wird die Fata Morgana namens Ich niemals ein reales Ich sein. Es ist Illusion, es ist eine Luftspiegelung, es ist eine Erfahrung, aber nicht die Realität. Als Erfahrung gibt es die Trennung, aber nicht als Realität.
Die Hingabe in diesem Moment sein können mit dem, was ist. Ist das Ende von jeder Therapie. Ist das Ende eines jeden Konflikts. Ist das Ende des Lebenkampfes.
Satsang ist das Integrieren, das vollkommene Integrieren unserer sogenannten hellen Seiten und unserer sogenannten dunklen Seiten. Alles gehört zu uns. Alles ist unser Wesen. Und nichts davon ist besser und nichts davon ist schlechter. Alles darf gehen, alles darf sich verändern, nichts muss gehen, nichts muss sich verändern. Das ist der Raum der Akzeptanz. Das ist der Raum der Liebe. Das ist der Raum der wahren Heilung. Hier gibt es keine Empfehlung auf menschlicher Ebene. Hier gibt es nicht, wir müssen raus aus unseren Ängsten und müssen uns positiv für unser Leben stimmen. Nein, wenn es schmerzhafte Gedanken gibt, gibt es schmerzhafte Gedanken. Irgendetwas nimmt die schmerzhaften Gedanken wahr und darauf verweise ich. Und nur darin, nur in dieser Erkenntnis ist die absolute Befreiung. Gibt es positive Gedanken?
Gibt es positive Gedanken. Gibt es schmerzhafte Gefühle? Gibt es schmerzhafte Gefühle. Gibt es helle, erhabene, erweiternde Gefühle? Gibt es erweiternde Gefühle. Alles hat Platz und Raum in unserem Sein. Und alles verändert sich genau in dem Tempo, genau in dieser Schrittgeschwindigkeit, wie es sein soll, wenn wir in Kontakt mit unserem Wahn-Selbst, mit unserem Wahn-Sein sind. Ruhen wir in uns. Berühren wir uns wahrhaftig selbst. Ist die größte Intelligenz in diesem Spiel aktiv? Sprudelt die Quelle des Lebens aktiv? Wir müssen für unser Seelenleben nichts wissen, wie es weitergeht, wenn wir es noch nicht wissen. Wir brauchen noch keine Entscheidung, wenn sie nicht aus unserem Sein emporquillt. Meine einzige Empfehlung ist, lehnen wir uns innerlich zurück.
Berühren wir uns, spüren wir uns, fühlen wir uns. Die Ganzheit, die Sattheit, den Frieden und alles andere wird uns gegeben. Alles andere wird uns in unserem Menschsein von Sekunde zu Sekunde gegeben und uns zugeführt. Ohne dass wir es wissen müssen, weshalb, warum und wie es funktioniert. Das Leben öffnet immer wieder eine neue Türe für sich selbst, wenn wir in Kontakt mit dem Leben sind, wenn wir in Kontakt mit uns selbst sind.
Ich sage es immer wieder, hier gibt es nichts, keine Konzepte, keine Methode, keine Technik. Es gibt einfach nur das Einswerden mit dem Leben und das ist die ultimative Lösung. Alles, was wir über unseren Verstand verändern wollen, ist ebenfalls das Leben, ist ebenfalls die Perfektion. Aber wir kennen eben nicht uns als das große Ganze, uns als den Jackpot selbst, den wir suchen. Weil wir in der Trennung sind, weil wir woran, worauf fixiert sind. Wir sind fixiert an einem Gedanken und solange wir an einem Gedanken fixiert sind, erkennen wir nicht das große Ganze, weil unser Gedanke energetisch wegträgt, in eine Trennung, in eine Geschichte zieht. Daher kommen wir zurück und bezeugen wir bewusst und wertungsfrei den Moment, innen sowie außen.
Das ist die absolute Befreiung, denn dann gibt es uns nicht mehr als etwas, was befreit werden müsste. Wir sind das Leben, wir sind das Bewusstsein, wir sind die Ewigkeit, die Unendlichkeit. So simpel, so mühelos, so natürlich, das Entspannen in diesem Moment hinein. Plötzlich wird unser Geist ruhig, unser Gedankenstrom zieht sich zurück, unsere Gefühle, die in uns zirkulieren, sind kein Problem mehr und verlieren an Bewegung, verlieren an Kraft, an Power, an Intensität, weil wir einfach nichts tun, weil wir einfach nur mit dem Moment verschmelzen. Keine Geschichte, kein Morgen, kein Gestern, keine psychologische Verletzung, keine Zeit, nur Sensationen, nur Empfindungen, für nichts und niemanden, für uns als das Sein.
Andrea schreibt, es ist also nicht so, dass ich das anziehe, was ich ausstrahle. Ja natürlich, klar, in diesem Lebensspiel gibt es diese hermetischen Gesetze, aber im Endeffekt gibt es nur dich. Das, was du wahrnimmst, ist dein Innenleben, ist ein sichtbar gewordener Innenraum, nach außen gestülpt, nach außen geträumt. Das war immer in dir, alles ist immer in dir, als Potential, als Substratum, als Samen, als unsichtbare Energie. Und diese unsichtbare Energie träumst du und machst du hier manifest. Für eine Zeit lang und spätestens in der Nacht, im Tiefschlaf, zieht sich alles wieder zurück. Ja, auch das Sein, auch dieser Moment ist geträumt - er ist eine Erfahrung - er ist die erste Lichterfahrung.
Das manifest gewordene Unsichtbare, das sich nach außen stülpt. Und die Illusion ist nicht, dass es das gibt, das gibt es als Erscheinung. Die Illusion ist, dass wir glauben, das hier ist materiell, das hier ist zeitlich, das hier ist aus einem realen Universum geboren, aus einem Urknall geboren. Das ist die Illusion. Die Erfahrung, die Erscheinung ist echt, als Erfahrung, als Erscheinung, als Sein. Aber die Illusion ist zu glauben, das hier ist eine getrennte, unabhängige Welt. Das ist die Illusion. Warum das so schwer ist, gegen unseren Widerstand anzugehen, gegen unseren Konflikt anzugehen? Weil wir es so gewohnt sind und weil unser Verstand sagt, die Lösung kann doch nicht darin liegen, dass ich nichts mache, wenn ein Schmerz da ist, wenn ein emotionaler Schmerz da ist. Es ist ja unlogisch.
Es ist ja unlogisch zu glauben, dass in unserem Gefühl, in unserem schmerzhaften Gefühl die Lösung, die Freiheit liegt, das Gegenteil unseres Verstandes zu glauben. Und das Leben führt uns immer wieder zu dieser Erkenntnis, es gibt nur das Hier, es gibt nur das Jetzt. Jegliche andere Bewegung, jeglicher andere Fluchtversuch, dieses Unwohlsein nicht fühlen zu wollen, nicht wahrnehmen zu wollen, ist genau der Grund, weshalb es sich immer wieder wiederholt. Warum ist es so wichtig, diese vermeintlich negative Erfahrung zu machen? Nicht, weil du leiden musst. Nicht, weil du irgendeine Buße erbringen musst, sondern weil sie dich erkennen lässt, wer du bist. Weil sie dich erkennen lässt, das ist eine Täuschung, das ist eine Illusion. Das ist die große Intelligenz. Das ist das große Ganze, das sich immer und immer wieder als die Quelle erkennen möchte.
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